4.1.b Akademisch Qualifizierte und beruflich Höherqualifizierte
Der Indikator stellt den Anteil der 30- bis 34-Jährigen dar, die über einen akademisch qualifizierenden oder beruflich höherqualifizierenden Abschluss verfügen. Die Bezeichnung des Indikators orientiert sich an der Tradition des dualen Ausbildungssystems in Deutschland. Neben tertiären Bildungsabschlüssen an Hochschulen, Fachhochschulen, Verwaltungsfachhochschulen, Berufsakademien, Fachschulen und Fachakademien werden auch Meister- und Technikerabschlüsse einbezogen. Zusätzlich berücksichtigt der Indikator zahlreiche weitere Qualifikationen, etwa abgeschlossene Berufsausbildungen nach dem Abitur oder Abschlüsse in Gesundheits- und Sozialberufen – beispielsweise die Ausbildung zur Medizinisch-technischen Assistenz.
Zur internationalen Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen dient die „International Standard Classification of Education (ISCED)“. Sie ordnet gleichwertige Abschlüsse einheitlichen ISCED-Stufen zu. Der Indikator umfasst sowohl tertiäre Bildungsabschlüsse (ISCED-Stufen 5 bis 8) als auch postsekundare, nicht-tertiäre Abschlüsse der ISCED-Stufe 4.
Datengrundlage für diesen Indikator ist der Mikrozensus – eine jährliche Stichprobenerhebung, die rund 1 % der Bevölkerung in Deutschland erfasst. Ergänzende Informationen liefert die Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamts.
Im Jahr 1999 lag der Anteil akademisch oder beruflich höherqualifizierter Personen in der betrachteten Altersklasse bei 33,4 %. Bis 2024 stieg dieser Wert um 24,0 Prozentpunkte auf 57,3 %. Der politisch festgelegte Zielwert von 55 % für das Jahr 2030 wurde damit bereits im Jahr 2023 überschritten.
Auch das geschlechtsspezifische Verhältnis hat sich im Zeitverlauf deutlich verändert: 1999 lag der Anteil der Männer noch um 3,8 Prozentpunkte über dem der Frauen. Im Jahr 2006 erreichten beide Geschlechter denselben Wert. Seit 2007 liegt der Anteil der Frauen mit einem tertiären oder postsekundaren nicht-tertiären Bildungsabschluss durchgängig über dem der Männer. Im Jahr 2024 betrug er bei den Frauen 61,6 % und übertraf damit deutlich den politisch festgelegten Zielwert von 55 %. Der Anteil bei den Männern lag bei 53,3 % und dürfte den Zielwert voraussichtlich erst in den nächsten Jahren erreichen.
In vielen anderen Ländern gibt es keine postsekundaren, nicht-tertiären Abschlüsse. Daher ist der international vergleichbare Indikator – wie im Rahmen der „Europa 2020“-Strategie der EU definiert – enger gefasst: Er berücksichtigt ausschließlich tertiäre Bildungsabschlüsse (ISCED-Stufen 5 bis 8).
Für die EU-Mitgliedstaaten lag dieser Indikatorwert im Jahr 2024 bei 44,7 %, nachdem er seit 2005 kontinuierlich gestiegen war. In Deutschland betrug der entsprechende Wert 42,3 % und lag damit 2,4 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt. Auch hier zeigt sich ein Geschlechterunterschied in Deutschland: Der Anteil der Frauen lag 2024 bei 43,6 %, der der Männer bei 41,1 %.
Der Bedarf an Fachkräften wird nicht allein durch akademisch ausgebildete Personen gedeckt – auch Personen mit beruflicher Ausbildung sind zunehmend gefragt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Der Anteil der 30- bis 34-Jährigen mit einer abgeschlossenen Erstausbildung (die nicht zusätzlich über einen akademisch qualifizierenden oder beruflich höherqualifizierenden Abschluss verfügen) nimmt jedoch seit 1999 kontinuierlich ab. 2024 verfügten nur noch 21,9 % dieser Altersklasse über eine abgeschlossene Erstausbildung – 1999 waren es noch rund 50 %.
Insgesamt ist das Fachkräftepotenzial – also die Summe aus akademisch Qualifizierten, beruflich Höherqualifizierten und Personen mit Erstausbildung – zuletzt deutlich gesunken. Seit 2021 liegen die Anteile der 30- bis 34-Jährigen, die als Fachkräfte gelten, erstmals unterhalb der 80 %-Marke (2024: 79,2 %).