Text aus dem Indikatorenbericht 2022
Forschung und Entwicklung (FuE) sind wissenschaftliche Tätigkeiten und werden definiert als schöpferische und systematische Arbeiten zur Erweiterung des Wissensstandes – einschließlich des Wissens über die Menschheit, die Kultur und die Gesellschaft – und zur Entwicklung neuer Anwendungen auf Basis des vorhandenen Wissens. Um FuE gegenüber verwandten Tätigkeiten abzugrenzen, wird als Hauptkriterium geprüft, ob ein nennenswertes Element von Neuheit oder Weiterentwicklung vorhanden ist.
Der Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird jährlich vom Statistischen Bundesamt ermittelt. Die gesamten Ausgaben für FuE setzen sich aus den Ausgaben der Sektoren Staat (einschließlich privater Forschungseinrichtungen ohne Erwerbszweck), Hochschulen und Wirtschaft zusammen. Die Erhebungen und Berechnungen folgen den methodischen Empfehlungen des Frascati-Handbuchs der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu Statistiken über FuE, wodurch die internationale Vergleichbarkeit sichergestellt ist.
Im Jahr 2020 lagen die gesamten FuE-Ausgaben in Deutschland bei 106,6 Milliarden Euro. Dies entsprach einem Anteil von 3,1 % am BIP. Damit lag der Wert 0,4 Prozentpunkte unterhalb des gesetzten Zielwertes von jährlich mindestens 3,5 % des BIP bis 2025. Bei Fortsetzung der bisherigen Entwicklung wird das anvisierte Ziel verfehlt.
Seit dem Jahr 2000 ist der Anteil der FuE-Ausgaben am BIP in Deutschland um 0,7 Prozentpunkte gestiegen. Insgesamt verdoppelten sich die FuE-Ausgaben seit 2000. Gegenüber dem Vorjahr 2019 sanken jedoch die FuE-Ausgaben im ersten Corona-Jahr um 3,4 Milliarden Euro. Dieser Rückgang beschränkt sich allerdings vollständig auf den Wirtschaftssektor, während in den anderen beiden Sektoren Anstiege zu verzeichnen waren.
Im Jahr 2020 entfiel der weitaus größte Teil der FuE-Ausgaben in Deutschland mit 66,6 % auf die Wirtschaft, mit 18,7 % auf die Hochschulen und mit 14,6 % auf staatliche und private Forschungseinrichtungen ohne Erwerbszweck. Das Personal in FuE umfasste dabei geschätzt 733 831 Personen (in Vollzeitäquivalenten), wobei jeweils nur der im Bereich FuE geleistete Anteil der Arbeitszeit berücksichtigt wurde. Das Personal ist zu 63,7 % der Wirtschaft, zu 20,7 % den Hochschulen und zu 15,6 % den staatlichen und privaten Forschungseinrichtungen ohne Erwerbszweck zuzurechnen.
Im internationalen Vergleich der OECD-Mitgliedstaaten lag Deutschland 2020 mit 3,1 % knapp vor Dänemark mit 3,0 % und Finnland mit 2,9 % sowie über dem Durchschnitt der EU-27-Region von 2,2 % und dem OECD-Durchschnitt von 2,7 % des BIP. Acht Staaten, wie zum Beispiel Schweden (3,5 %) oder Japan (3,3 %), lagen hingegen vor Deutschland. Im nationalen Vergleich lag Baden-Württemberg mit zuletzt 5,7 % (Jahr 2020) weit vor den übrigen Bundesländern; gefolgt von Bremen mit 3,7 % und Bayern mit 3,4 % des BIP.