12.2.b Nachhaltigkeitszertifizierte Kultur- und Medieneinrichtungen
Der Indikator erfasst die Anzahl der Kultur- und Medieneinrichtungen, die eine Nachhaltigkeitszertifizierung erhalten haben. Da nicht das gesamte Spektrum aller Kultur- und Medieneinrichtungen erfasst werden kann, beschränkt sich der Indikator auf öffentlich geförderte Einrichtungen in den Bereichen Theater, Konzerthäuser und Orchester, Bibliotheken, Archive, Museen und Kunsthallen, Besucherzentren, Musikclubs, Festivals, Veranstaltungshäuser und öffentlich zugängliche Kulturerbestätten. Kulturelle Bildungseinrichtungen wie Musikschulen werden nicht berücksichtigt.
Angesichts der Heterogenität der Kultur- und Medienlandschaft konzentriert sich der Indikator auf Zertifikate und Managementsysteme, die verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit abdecken. Hierzu zählen unter anderem der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK), Ökoprofit, Gemeinwohl-Ökonomie, KlimaBilanzKultur (KBK) und KlimaBilanzKultur+ (KBK+), Eco Management and Audit Scheme (EMAS) sowie die Anwendung folgender Managementsysteme: ISO 14001 (internationale Umweltmanagementsystemnorm), ISO 20121-24 (Nachhaltigkeitsmanagementsysteme für Veranstaltungen), ISO 50001 (internationale Energiemanagementnorm) und ISO 50005 (Leitlinien für eine stufenweise Einführung von Energiemanagementsystemen).
Kultur- und Medieneinrichtungen, die mindestens eines dieser Zertifikate oder Managementsysteme erfüllen, werden zusammengefasst. Aufgrund der Vielzahl an Zertifikaten und Managementsystemen kann es zu Überschneidungen mit anderen Indikatoren der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) kommen, wie beispielsweise der freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) (Indikator 8.6) und der Anzahl von EMAS-zertifizierten Unternehmen (Indikator 12.2.a).
Die ungewichtete Summierung über sowohl größenmäßig als auch hinsichtlich ihrer Ausrichtung sehr heterogene Kultur- und Medieneinrichtungen, die sich teils unterschiedlich ausgerichteten Zertifikaten und Managementsystemen verpflichtet haben, schränkt die Aussagekraft des Indikators hinsichtlich der sozialen und ökologischen Ausrichtung der Kulturproduktion ein. Der Indikator ermöglicht höchstens eine zukünftige Einschätzung, ob sich das Engagement von Kultur- und Medieneinrichtungen in Bezug auf Nachhaltigkeitsthemen im Allgemeinen erhöht. Zudem gibt die Berufung auf ein Zertifikat oder Managementsystem nur indirekt Aufschluss über den tatsächlichen Umfang der ökologischen und sozialen Auswirkung des Kulturbetriebs.
Die berücksichtigten Zertifikate und Managementsysteme beziehen sich größtenteils nicht explizit auf den kulturellen Bereich, sondern behandeln allgemeine Aspekte des nachhaltigen Wirtschaftens und Produzierens. Der Indikator berücksichtigt nicht den Schutz von Kultur oder einen nachhaltigen Umgang mit kulturellen Inhalten, sondern beleuchtet die Nachhaltigkeitsaspekte der kulturellen Einrichtungen. Eine besondere kommunikative Funktion der Kultur, die zur gesellschaftlichen Sensibilisierung in verschiedenen soziokulturellen Milieus beitragen soll, wird durch den Indikator nur indirekt berücksichtigt, da die genannten Zertifizierungen nicht die inhaltlichen Aussagen der Kulturprodukte, sondern deren Produktion und Bereitstellung fokussieren. Auch kann nicht zwangsläufig darauf geschlossen werden, dass die Zielgruppen kultureller Einrichtungen durch eine nachhaltige Ausrichtung derselben tatsächlich in ihren Handlungen beeinflusst werden. Vielmehr könnte ein nachhaltiges Kulturangebot vermehrt ein Milieu ansprechen, das ohnehin bereits für die jeweiligen Themen sensibilisiert ist.
Im Jahr 2024 wurden 77 Kultur- und Medieneinrichtungen mit mindestens einem Nachhaltigkeitszertifikat erfasst. Die genaue Grundgesamtheit der öffentlich geförderten Kultur- und Medieneinrichtungen in Deutschland ist nicht bekannt, jedoch existieren allein fast 9 000 Bibliotheken, über 6 000 Museen und mehr als 600 Spielstätten öffentlicher Theater. Dies verdeutlicht, dass die absolute Anzahl der nachhaltigkeitszertifizierten Kultur- und Medieneinrichtungen in relativer Betrachtung im Promillebereich liegt, was auf ein erhebliches Steigerungspotenzial in diesem Bereich hinweist.
Aus verschiedenen Gründen sind audiovisuelle Produkte nicht im Indikator enthalten. Für die Produktion von deutschen Kino-, TV- und Online-/Video on Demand-Produktionen existieren ökologische Standards, die Aspekte wie Energieeinsatz, Transport, Unterbringung und Verpflegung sowie den Einsatz und die Nutzung von Material betreffen. Seit dem 1. März 2023 ist die Einhaltung dieser Standards verpflichtend, um eine Förderung aus Bundesmitteln zu erhalten. In den ersten sechs Monaten nach Einführung der verpflichtenden Einhaltung wurde diese für insgesamt 82 audiovisuelle Produktionen nachgewiesen. Im Zeitraum vom 1. September 2023 bis zum 30. August 2024 folgten weitere 234 Produktionen.
Die Datenerhebung begann erst im Jahr 2024. Daher ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, den Indikator in Bezug auf das politisch festgelegte Ziel, die Anzahl nachhaltigkeitszertifizierter Kultur- und Medieneinrichtungen zu steigern, zu bewerten.